Ich will keine Roboter mehr

Eine große Enttäuschung der Gegenwart ist für mich, dass ich keinen Roboter habe. Es ist das Jahr 2021! Schlafen alle? Warum gibt es keine Städte auf der Venus und schwebende Autos und Besucher von anderen Planeten? Captain Future, Star Trek, Flash Gordon, Raumpatrouille Orion, Luc Orient, Valerian & Veronique, Perry Rhodan, Babylon 5, Firefly, Jetons, Jules Verne, Isaac Asimov, Arthur C. Clarke, Robert Henlein, Stanislaw Lem, Ray Bradbury – mein Gott, WAR ALLES GELOGEN?

Bildbetrachtung bitte mit dieser Musik untermalen.

Spätestens im Jahr 2000, so fantasierte ich mit meinen Freunden und Freundinnen auf dem langen Schulweg, würde jede Familie einen persönlichen Roboter haben. Das war einfach der natürliche Verlauf der Evolution. Alle Haushaltsdinge würde er oder sie erledigen und bei den Hausaufgaben helfen und auf alle Fragen eine Antwort bereithaben. Speziell für unsere Bedürfnisse als Kinder hätten die Roboter Verständnis und sie würden uns mehr ans Herz wachsen als Lassie, Flipper oder Skippy, das Buschkänguruh, das jemals wären.
Noch 1982, als ich auf meinem Commodore VC20 die ersten Zeilen in Basic programmierte, schien mir, als wären wir auf dem richtigen Pfad. Anfang der Neunziger, als ich die Leistung von OCR oder „Spracherkennung“ kennenlernte, war mir klar, dass es noch ein weiter Weg sein wird.
Heute nennen wir einfach Mustererkennungs-Software, Maschinenlernen und neuronale Netze großspurig künstliche Intelligenz, aber die Wahrheit ist, dass dahinter nur clevere Programmierung steckt. Statt C3PO, Tobbis Robbi oder Nummer 5 sehe ich nur Rasenmäher, die an Tennisbällen scheitern oder Staubsauger, auf denen Katzen durch die Wohnung trudeln.
Fakt ist, die Roboter sind nicht da.

Weil wir das nicht wollen. Als die DARPA menschenfreundlich einen Wettbewerb ausrief, um angeblich den Rettungsroboter der Zukunft zu küren, kursierten Videos, in denen die Wettbewerber tragisch am Türöffnen oder Treppensteigen scheiterten, was haben wir gelacht.
Als endlich Isaac Asimovs „I, Robot“ verfilmt wurde, war die Botschaft umgekehrt. Im Buch stellten Roboter die nächste Stufe der Evolution dar und freundlich nahmen sie uns mit auf den Weg. Im Film muss Will Smith mal wieder eine Version von Skynet verhindern, eine böse AI plante, die Menschheit abzuschaffen. Anscheinend hat Arnold Schwarzenegger als Terminator unser Bild von Robotern nachhaltiger geprägt als R2D2.
Mittlerweile habe ich meine Hoffnung auf einen mechanischen Freund aufgegeben. Beschäftigen sich die Literatur und der Film mit dem Problem, ab welchem Zeitpunkt wir Roboter als menschliche Wesen anerkennen müssen, glaube ich, eine andere Analogie wäre passender:
Wir werden Roboter so behandeln, wie wir Tiere behandeln. Nein, ich meine nicht schlachten, braten, pökeln und als Hamburger oder Würstchen verzehren, ich meine wie unsere Haus- und Nutztiere. Sie werden uns wie Katzen und Hunde sein. Ungehemmt werden wir unsere eigenen seelischen Probleme auf sie projizieren. Einige werden verhätschelt, manche streng dressiert, denn wesentlich sind nicht ihre Bedürfnisse, sondern die ihrer Besitzer.
Und wie Pferde, Esel und Kühe werden wir sie behandeln. Roboter werden angeschrien, geschlagen, getreten und bespuckt werden. Wir werden sie ausnützen und misshandeln, um sie schnell zu entsorgen, sobald ein besseres Modell auf den Markt kommt.

Darum will ich gar keine Roboter mehr. Nicht, weil ich vor ihnen Angst hätte; sie werden sich unser Menschsein ohne Klagen gefallen lassen. Ich sorge mich eher um uns Menschen, die wir gelernt haben, uns durch die Dinge zu definieren, die wir kaufen. Wir könnten seelisch zurückfallen in die uralte Sklavenhaltermentalität, als es üblich war, dass ein Mensch die Lebensenergie eines anderen konsumierte.

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