Es gibt Kunstwerke, die perfekt sind. Gedichte, an denen man keinen Buchstaben verändern kann; Bücher, die einen ein Leben lang begleiten oder Songs, die Leonhard Cohen genau für mich geschrieben hat, obwohl ich damals erst vier Jahre alt war. Doch, doch.
Es gibt Videos, die perfekt sind. So wie dieses Meisterwerk, bei dem jeder einzelne Frame gerahmt und ausgestellt gehört. Begleitet wird diese Perle der Countrymusik von einem Song, der es schafft, gleichzeitig entspannt und bedrohlich zu sein.
Ein idealer Backgroundtrack für einen dystopischen Horrorfilm. Meine These ist sowieso, dass in diesem Video eine Gruppe Außerirdischer zu sehen ist, die verzweifelt versuchen, sich der amerikanischen Leitkultur anzupassen, was ihnen um ein Haar gelingt. Durch dieses knappe Scheitern befördern sie sich ins uncanny valley, ein Tal, in dessen Kinos Filme wie „Polar Express“ oder „Mars Needs Moms“ gespielt werden und Androiden, die ihr Lächeln heucheln, dazu Obst aus Plastik servieren.
Alles beginnt mit einem Alien, welches sich als Master of Ceremony verkleidet hat, erkennbar an der goldenen Jacke. Sein Hilliebillie-Look ist topmodern. Oder wäre es, wenn das Video zehn Jahre vorher aufgenommen wurde. Wir schreiben aber das Jahr 1964, Popmusiker verkleiden sich weltweit als Beatles.
Die Kamera schwenkt, wir sehen das ganze Studio. Kunstrasen, Kunstblumen, Kunstdach und die Künstler. Ganz links jemand in einem Smoking, neben ihm ein Torero, der auf Blumentöpfe starrt. Beide werden wir nicht mehr wiedersehen, wahrscheinlich bereiten sie in den folgenden zwei Minuten die fliegende Untertasse vor, mit der alle die Flucht antreten werden.
Hier sehen wir drei der Musiker in ihren Menschkostümen. Es ist den Aliens nicht gelungen, Gesichter zu designen, die Emotionen ausdrücken können. Die blonde Frau kann als einzige lächeln und genau das ist ihre Aufgabe, mehr wird sie auch nicht zu dem Song beitragen. Ganz links im Hintergrund sehen wir ihr Vorgängermodell, nachlässigerweise hat sie ihren Alienhelm für die Aufnahme anbehalten.
Peter Drake, der Anführer der Aliens. Sein Nachname bedeutet „Erpel“ und sein Aussehen ähnelt tatsächlich einer der Figuren, die in den Lustigen Taschenbüchern im Hintergrund Entenhausen bevölkern. Weil seine Heimatwelt aber über eine Methanatmosphäre verfügt, versorgt er sich mit einem Schlauch mit für ihn atembare Luft. Das ist notwendig, weil er das einzige Alien ist, das den Mund öffnen und dabei die Hände bewegen kann.
Dem Bassisten gelingt es beeindruckend, die typische Haltung eines Musikers zu imitieren. Der Pianist stiert ratlos auf sein Instrument; sichtlich hat ihm niemand erklärt, dass er so tun soll, als würde er Tasten drücken.
Der Hintergrundchor – hier springt den Betrachter das Alienhaftige direkt an. Deutlich erkennbar sind alle Frisuren aus Vollplastik. Während im Soundtrack hauptsächlich Frauen zu hören sind, sehen wir nur vier deutlich überforderte Außerirdische den Mund bewegen.
Für alle sheeples, die das Offensichtliche nicht wahrnehmen wollen: Hier ist das Video in seiner ganzen Schönheit zu betrachten.
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